Jüdische Gemeinde

Die einzige jüdische Gemeinde des Kreises Worbis bestand in Rüdigershagen. Sie wohnten anfänglich auf der Schäferei (Karlstraße).
1843 zählte die Gemeinde 69 Mitglieder. Zwei Familien lebten vom “stehenden Kramhandel”, sechs Familien waren “Handelsleute im Umherziehen” und drei Familien ernährten sich von Bettelei. In einem Bericht des Superintendenten von Mühlhausen vom 04.01.1847 heißt es , daß “5 jüdische Jungen und 5 jüdische Mädchen, die christliche Schule besuchen…” und daß sich in Rüdigershagen ein gottesdienstliches Versammlungshaus der Juden befindet. Das ehemalige Synagogengebäude befindet sich schon um 1850 in “sehr dürftigem Zustand”.  1852 lebten noch 41 jüdische Bürger hier, es ist aber anzunehmen, daß die Juden um 1860 den Kreis Worbis verlassen haben.

Anno 1814 den 1 Juni ist der Israelit Salomon Heibrun als Wittwer mit Jungfrau Rebecca Mosos gebürtig aus Bleicherode copuliert worden
1746

Praef. d. 17.Decembr. 1746

Hochwürdiger in Gott ancächtiger, und Hochgelahrter Insonders hochgeehrtester Herr Superintendent, wehrtester Gönner

Da seit einigen Jahren her das Jüden-Volck im Rüdigershagen ziemlich angewachsen, so daß auf die 10 biß 11 Paar ohne ihre Kinder sich allhier befinden, den armen Unterthanen der Einmiedling nemlich, die Wohnungen rar und theur mache, auch der Obrigkeit Jährlich daselbst von jedem Paar 4 rthlr. Schutzgeld wie sie es nennen muß gegeben werden; an andern Orten auch alß im Brandenburgischen gleichwohl denen Predigern was geben müßen; Mir auch durch den Schulmeister Cotten von dem Hrn. Capitain Lieutenant von Hagen ist zu verstehen gegeben worden, wie er mir dazu verhelfen wollte, daß sie mir Jährlich auch was entrichten sollten; So habe vor mich solches nicht einwilligen (wollen), sondern vorhero dieses an Ihro Hochwürden melden und fragen wollen: Ob ich ohne Verantwortung solches acceptieren und in den Hannoverischen Landen, alwo das Volck auch geduldet wird, auch herkomment und gebräuchlich sey? Haben Ihro Hochwürden einmahl ein müßiges Stundchen, bitte ich mir dieser wegen ohn beschwer antwort aus!

Hernechst übersende an Ihro Hochwürden die 12 Ggl. pro Hrn. Revisore Schmieden und die 2. mgl. porto vor übersendung der Kirchen Register nach Hannover. Schließlichen gratulire zu denen bevorstehenden weynachts feier, wünsche zu der H. arbeit göttl. Gnade und Kraft, wie auch ssolche mit den lieben angehörigen gesund und in guten Vergnügen zu vollenden.

Der ich unter  Empfehlung göttlicher obhuth und ergebensten Compliment an dieselben und dero Fr. Gemahlin mit allem Estim verharre.

Zu Hochwürden Mhhren. Superintendentis.

Zaunröden et Rüdigershagen, d. 12. Dezbembr. 1746.

Gehorsamst ergebenster Diener Hr. Chr. Köhler.

Die Verdeutschung ist von Pfarrer Rymatzky

Der jüdische Friedhof liegt am Nordhang des Ortes, zu erreichen von der Straße nach Hüpstedt, mitten im Wald. Eine Art Graben mit Kalksteinbruchstücken bildet eine Grenze, an der sich der Friedhof nach oben in Terassen gegliedert befindet. Er war nicht eingezäunt. Die letzte Beerdigung fand 1908 statt. 1925 bis 1930 existierten noch drei gepflegte Gräber.

die ältesten Erdschichten unterhalb des ehemaligen Judenfriedhofs vor der Straßenverbreiterung

Anfang November 1989 wurden acht Grabsteine bzw. Bruchstücke davon gefunden, die sich bereits unter einer Humusschicht befanden.

Vielen Dank an Herrn Karl-Heinz Hoffmann für die Dokumente.

Quellen: Kirchenchronik, “Stein und Name”, Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland, 1991

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