Rüdigershagener Spitznamen

Die eigenartige Grenzlage des Eichsfeld zwischen Thüringen, Hessen und Niedersachsen kommt auch in der Sprache zum Ausdruck. Die Sprachgrenze zwischen Niederdeutsch und Hochdeutsch geht quer über das Eichsfeld. Im Südeichsfeld herrschen gar fränkische Einflüsse. Diese Formen hängen mit den natürlichen Verkehrswegen und dem gesamten Besiedlungsvorgan zusammen.
Jeder Eichsfelder kennt das Fickeldorf, Rüdigershagen. Spitznamen spielen hier auch eine große Rolle. So wie jedes eichsfeldische Dorf seinen Spitznamen hat, so hatte früher jeder Einwohner einen solchen. Die entsprechende Person wurde ( und wird heute auch noch ) mit ihrem Spitznamen charakterisiert. Wenn ein solcher Spitzname bis heute überliefert wurde, liegt es zudem nahe, daß diese Person auch im Mittelpunkt des dörflichen Lebens gestanden haben muß.

[Doris Lauterbach, 1995] Cotte Glaatköpfchen, Kullrer, Trienechen, Kienrus, Doppel, Glicken, Krengeljäger, Sattler (Beruf), Schuster (Beruf)

Krengeljäger: typ. Spitznamen der Worbiser – “in der ehemaligen Bäckergasse, nahe der Stadtmauer, hatten die Bäcker ihre Backstuben und Läden. Wenn frische Krengel gebacken waren, stellten sie die gelungensten Stücke an einem Haken zur Schau, da man zu jener Zeit noch keine Schaufenster kannte. Mit Pusterohren, als Geschosse dienten Schusternägel, schossen Jungen die Krengel aus sicherer Entfernung ab und verschwanden rasch damit. Als eines Tages ein Fremder frühmorgens aus dem Fenster seiner Pension schaute – es war wieder einmal Krengeltag – sah er einen Jungen mit Krengeln in der Hand wegsausen, hinter ihm ein Bäcker und hintendran der Gendarm mit gezogenem Säbel. Als der Fremde verwundert den Kopf schüttelte und seine Wirtin fragte, was denn die da unten machen, sagte sie nur:”Die jagen wieder einmal einen Krengel!”

Jaritz Lute, Süßen’s, Balzer (von Balthasar), Blechpumper (Blechschmied), Füchschen’s, Lottchen, Schenke-Gustav (Wirt), Krickmann, Luckener Schnellhardt Duschen’s, Mathens’s, Gottsantchens Hermann Becker Zach, Mickchen, Hersch Rupprecht Suschen, Julle, Berliner, Bernsch, Platz, Sperlings, Müllerchen Gerlach Musikante, Philippchen’s Gebhardt Schulzens Olga (zu Bürgermeister Karl Gebhardt) Leibling dar Major (Schmieden’s (Beruf) Schneller Ribbel Lauterbach Evechens, Puster, Gastgeber Haupt Zippel’s Pfützenreuter Schemmel Behrens Buersch, Gerteröder, Schmandchens (noch eine Fam. Behrens, Christoph) Fernkorn Schmulen’s Morgenstern Schweden’s Trappe Storch Biermann Isserne Demme Stramme Hugo

Die Hagenschen waren/sind die von “Fickelhaane” (Ferkel-hagensche).

Dar Lieter (“Leuter”, es wurden bis in die 60-ziger Jahre mit der Bimmel (Glocke) Nachrichten vom Gemeindediener an bekannten Straßenecken ausgerufen, meist vormittags gegen 10 Uhr. Später gab es Aushänge an schwarzen Brettern.

Wo kommen die Rupprecht’schen Spitznamen her? Ein zaghafter Versuch der Deutung

Suschen

Abwandlung von Susanne ?

Julle

Abwandlung von Julius/Juliane  ->
Wilhelm Julius Albert Rupprecht (*1874  +1910) ?
Julle ist ein Werkzeug der Leineweber
-> Johann Gottfried Christoph Rupprecht (* 1834) ?
-> Carl Heinrich Rupprecht (*1854) ? Bernsch Abwandlung von Bernhard -> Carl Bernhard Rupprecht (* 1863)? Platz ??? Müllerchen Berufsbezeichnung ? (aber kein Rupprecht’scher Müller …)

Berliner

Gemeint ist hier wohl Ernst Wilhelm Rupprecht, geboren am 27.12.1892 in Berlin. Er heiratet am 13.11.1915 in einer Kriegstrauung im Hause des Bräutigams die Wilhelmine Auguste Gebhardt (der Bräutigam war eingezogen). Schlagzeilen machte dieser z.B. an einem Sonntag im Juni 1925. Einige Viehhändler hatten das damals sehr ernstgenommene Gebot, “Du sollst den Feiertag heiligen” angeblich mißachtet und wurden vor das Amtsgericht Worbis geladen. Den Viehhändlern Ernst Rupprecht, Fritz Hatzky, Schnellhardt und Göhring wurde vorgeworfen, am Bahnhof Schweine ausgeladen und mit ihren Fuhrwerken nach Rüdigershagen gebracht zu haben. Jeder von ihnen wurde mit einer Strafe von 15 Reichsmark belegt. Ernst Rupprecht war zudem von 1938 – 1945 Bürgermeister von Rüdigershagen.

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