§ 11 Was für Anfechtung die Lutheraner zu Rüdigershagen von Katholischen hatten

Der Churfürst von Mainz, Daniel, nahm es gar übel, daß ihm durch die neue Lehre so viele Christenseelen entgingen. Um sich überall an Ort und Stelle von der Sache zu überzeugen, besuchte er anno 1574 das Eichsfeld. Alles war katholisch geblieben mit Ausnahme von Rüdigershagen und des Edelhofs zu Deuna.
Das nahm der Churfürst und Erzbischof nicht gut auf, und er hetzte die Amtleute und Vögte gegen die neue Lehre. Daher geschah es 1578, daß der Vogt zu Stadt Worbis, auf gerühret durch den Amtmann Lippold von Strahlendorf und den Commissarius Heinrich Bunthen, am 12. October Sonntags früh nach Rüdigershagen kam mit etlichen Hundert Lanzenknechten, die Kirchthür mit großen Bäumen auf stieß, in der Kirche wieder katholisch predigen ließ, alsdann die Thür verschieß und mit den Schlüsseln abzog. Darob beschwerte sich der Herzog Wolf gang zu Braunschweig, hochlöblichen Gedächtnisses bei dem Amtmann, und es wurde am 1. Februar 1579 die Kirche wieder herausgegeben. Allein am 8. Februar am 5. Sonntage post Epiph. ist der Commissarius von Heiligenstadt mit dem Vogt vom Rusteberge abermals mit etlichen hundert Mann eingefallen und hat die Kirchthür zu Rüdigershagen wieder aufgestoßen, hat die Kirchthür aufstehen lassen und ist von dannen gezogen. Der Abendmahlskelch und etliche Bücher wurden indessen bei der Gemeine in sichere Verwahrung gebracht. Ver- gebens verlangten die Katholischen die Herausgabe dieser Gegenstände; es wurde nicht gewillfahret. Daher fiel nach mehreren Jahren anno 1586 der Vogt von Stadt Worbis zum drittenmal mit großer Mannschaft in das Dorf Rüdigershagen ein, trieb Bastian Schnellhard zwei Pferde, l Rind und 2 Kühe fort, Christoph Müller l Ochsen und l Kuh und Heinrich Mecken 2 Pferde nach Worbis, wovon nur die Pferde und l Kuh wieder herausgegeben worden sind, das übrige Vieh hat der Vogt behalten. Bei der Gelegenheit übte auch der Schultheiß aus Heuthen hier viel Gewalt aus, und bei Bastian Schnellhard, wo viel geplündert wurde, setzte er der Magd ein gespanntes Rohr auf den Leib, daß dieselbe über die Maaßen erschrak und zeitlebens von dem Schreck leiden mußte. Nach diesem folgten noch viele Drohbriefe von den Churmainzischen Beamten, bis anno 1591 die Sachen sich änderten.

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