§25 Was sich begeben vom Jahre 1839 bis zum Ende des Jahres 1841

Durch den Kirchen-, Pfarr-, und Schulpatron, Herrn Grafen vom Hagen zu Möckern war der Pastor Carl Eduard Ferdinand Lambrecht zu Stöckey als Nachfolger des Pastors Hund berufen und durch das Amtsblatt bereits bestätigt. Aber seinen schwächlichen Körper und das anstrengende Leben berücksichtigend, trat er zurück und an seiner Statt trat der für Stöckey bestätigte Pastor Clemens Friedrich Bernhard Frantz, eines Predigers Sohn aus Oberbärnecke im Fürstenthum Halberstadt. Derselbige traf an einem kalten Wintertage unter wüthendem Schneegestöber hier ein, bezog die leere Pfarre und wurde am Sonntag Laetare, d. 10. März 1839 an seinem 31. Geburtstage hier und in Zaunröden eingeführt von dem Superint. Schollmeyer zu Mühlhausen mit Zustimmung beider Gemeinden. Der Pastor Frantz, welcher früher in Düben, Eisleben, Düsseldorf, Goslar, Egeln Hauslehrer, in Möckern Pfarrgehülfe gewesen, war ein gesunder, starker Mann. Anno 1840 am 7. Juni starb der gute König von Preußen Friedrich Wilhelm III. und ihm folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm IV. Die Gedächtnispredigt wurde gehalten über Jac. 1,12: Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet usw. Die Ernte des Jahres 1840 gehörte seit Menschengedenken zu den gesegnetesten, welche in Rüdigershagen gethan. Anno 1841 ließ die Gemeine durch eine gesammelte Collecte von 46 … die hiesige Kirche i Inneren ausmalen und ausschmücken und brachte nochmals12 … für ein neues blaues Altargedeck zusammen, welches am Tage der Kirchweih eingeweiht wurde und eine schöne Zierde der Kirche ward. Das Jahr war in vielfältiger Hinsicht durch die Witterung merkwürdig.

Der Winter hörte mit dem 12. März auf, von da ab trat bis zum 1. Juni das schönste Frühlingswetter ein. Alsdann folgte Regenwetter bis zum 1. August, von da ab 3 Wochen herrliches Erntewetter und nach diesem eine böse Regenzeit, daß die meisten Sommerfrüchte entweder ausfielen oder sonst Schaden erlitten. Noch ist zu merken, daß Weihnachten 1839 in hiesiger Schenke der Schmied Adam Krause sich erhängte und am Montage vor Ostern 1840 ein jüdisches Kind in dem Teiche des großen Gutsgarten gefunden wurde. Aus dem Jahre 1830 ist nachträglich zu bemerken,, daß die am 14. Mai gestorbene Frau Majorin vom Hagen er hiesigen Pfarre ½ Hufe Land testamentarisch vermachte. Damit nun von diesem Jahre, in welchem dies 1. Buch der Chronica angefangen worden, eine vollständige Notiz auf unsere Nachkommen übergehe, so sei hier folgendes bemerkt:

Das Dorf Rüdigershagen an der Dille im Kreise Worbis, im Regierungsbezirk Erfurt u. d. Provinz Sachsen des Königreiches Preußen gelegen, hat 155 Häuser mit 846 Einwohnern, die sich meistens vom Handel mit Pferden, Füllen, Schweinen, Fellen, Schwamm ernähren. An Grundstücken besitzt das Dorf mit Einschluß des adligen Gutes: 60 Hufen – Grundsteuer betrug dies Jahr 470 … 3 Sgl. 8.. , Klassensteuer 349 Thaler Gewerbesteuer, bestimmte und unbestimmte 702 Thaler. Salz muss das Dorf nehmen 9427 ½ ..a .. 1 Sgl 3.. Gasthöfe sind hierselbst und die Gemeineschenke, drei. Außer den (einzelnen) Familien Bierschenk, Birkenfeld, Bauerfeld, Braun, Brodrecht, Conrad, Fernkorn, Freitag, Friban, Grimm, Gerlach, Güntherodt, Hatzky, Haupt, Huke, Heße, Jacobi, Kleemann. Kohl, Kurzius, Mecke, Otto, Peter, Rindermann, Rahrig, Rinke, Rink, Sorhagen, Schütze, Schmidt, Spangenberg, Trellsch, Triesch, Wachtel wohnen hierselbst des Namen Becker 9, Biermann 3, Cotte 12, Demme 5, Gebhardt 7, Göring 4, Hartmann 7, Jaritz 17, Kohl 3, Kaufhold 3, Lauterbach 10, Leibling 3, Morgenstern 6, Nickel 6, Rupprecht 17, Schnellhardt 7, Trappe 8, Weingarten 9 Familien sowie 70 Juden, welche schon seit langem sich hier eingefunden und besonders durch den Major Erich Carl v. Hagen begünstigt wurden. Anfänglich wohnten sie auf der Schäferei.

Diese Notiz ist aufgeschrieben zur Zeit, da Carl Weingarten Schütze und Nachtwächter war, August Cotte Schenkwirt, Anton Demme und Carl Nickel Schöppen, August Nickel Schulze, Gottlob August Schubert Schullehrer, Clemens Friedrich Bernhard Frantz Pastor, Wilhelm Adalbert Hermann Leo Graf vom Hagen, königl. Preuß. Kammerherr, Erbschenk des Herzogthum Magdeburg und Johanniterordensritter, Majoratsherr zu Möckern, Pabsdorf, Sachau, Dalcau, Zeddernik, Erb-, Lehn- und Gerichtsherr über Zaunröden, Hübstedt, Oberorschel, Rüdigershagen, Gebra, Stöckey, Kirchen,- Pfarr- und Schulpatron hierselbst, Ernst Peter Pächter des Vorder- und Hinterhofs, Dr. Gustav Schollmeyer zu Mühlhausen Superintendant, der Freiherr von Bützingslöwen auf Hainrode Kreislandrath, der Graf von Flemming zu Erfurt Regierungspräsident, der Geheimrath Flotwell zu Magdeburg Oberpräsident, Kolligs Gerichtsdirektor zu Worbis, v. Stelzer Oberbundesgerichtspräsident zu Halberstadt und Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen zu Berlin, unter dessen Vater bereits Dr. Draeseke zu Magdeburg als Bischof seine Herde im Sachsenlande zu führen begann. Durch die genaue und sorgfältige Verwaltung der Einnahme und Ausgabe in der Gemeine, die der Schulze August Nickel überwacht, ist die Gemeine jetzt ganz schuldenfrei und hat im Gegentheil noch jährlich an Überschuß, so daß bei fortgesetzter guter Verwaltung in wenigen Jahren schon bedeutendes erübrigt sein wird. Was die äußere Zuscht und Sitte betrifft, so ist dieselbe auf einem erfreulichen Puncte und verdankt die Gemeine solches der kräftigen und Thätigen Policeiverwaltung durch den allgemein verehrten Kreislandrath Freiherr von Büttzingslöwen auf Hainrode an der Haarburg, der unter Assistenz des gewandten und fleißigen Kreissecretärs Johanning der Ordnung und des guten Keims reichlich gestreut, so daß bereits gute Früchte sich zeigen. Noch sei bemerkt, daß am Ende des Jahres 1841 in dem Pfarrdorfe Rüdigershagen geboren waren 35 Kinder , gestorben 23 Menschen, copuliert 9 Paare und zum Abendmahl gegangen 701 Personen. Der Herr aber, der bisher segnend und schützend die Hand der Allmacht und Gnade über dies Dorf ausgebreitet, wolle auch fernerhin Regen und fruchtbare Zeiten geben für Leib und Seele! Sein Name sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit. Amen.

Rüdigershagen, am 31. Dezember 1841

Frantz, Pastor
Nickel, der Schulze

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