In jenen Zeiten, wo Kampf und Krieg in Deutschland noch an der Tagsordnung waren, pflegten die Ritter und Edeln sich feste Schlösser oder Burgen zu bauen, in denen sie sicher waren gegen jeden Angriff der Feinde. Diese Burgen baute man theils auf hohe Berge, von wo aus man die Gegend weit übersehen und die Feinde schon von weiten schauen konnte; theils baute man sie in die Nähe von Landstraßen, um gelegentlich von den vorbeiziehenden Wanderern und Kaufleuten ein Wegegeld zu erpressen oder ihnen wohl gar alle ihre Habseligkeiten zu nehmen. So baute dann auch unstreitig irgend ein Ritter in unserm Dorfe eine Burg dicht an die Handelsstraße, welche von Duderstadt nach Mühlhausen ehemals hier durch ging. Die Stelle, wo diese Burg gestanden hat, ist noch zu sehen in dem Garten des adligen Gutes hieselbst; allein sie ist nicht von bedeutendem Umfange gewesen und heißt auch in den alten Urkunden nur ein Burgsitz oder Unterwall. Wer diese Burg angelegt und wann sie erbaut, läßt sich nicht ermitteln. Die Besitzer mögen lange Zeit darin vom Raube vorbeiziehender Kaufleute gelebt haben, und sie wird immer in den Urkunden genannt Der Burgsitz zum Hagen. Nach und nach haben sich unstreitig mehrere Ackerbauer unter den Schutz des Burgherrn begeben, haben das Land von ihm in Lehen genommen, und es hat sich auf diese Weise ein Dorf gebildet, genannt zum Hayn. So blieb der Name, bis ums Jahr 1370 zwei Brüder Heinrich und Rüdiger die Herrn des Burgsitzes wurden. Sie nannten sich Heinrich und Rüdiger vom Hayn. Der eine Bruder Rüdiger hatte wahrscheinlich die meisten Anrechte an der Besitzung, und es erhielt das ganze Dorf von ihm den Namen Rüdigershayn, woraus der jetzige Name Rüdigershagen entstanden ist.
Jun 24 2020
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