§ 31 Vom 27. Mai 1852

Nach einem kalten April (mit 5 Grad Frost) standen die Felder sehr traurig, so daß der Landmann schier seufzen mußte. Aber da trat im Mai ein wunderbares Wetter ein, warm und feucht, 14 Tage hintereinander jeden Tag Gewitter und herrlicher fruchtbarer Regen, und siehe: Die Leute sprachen: Wer hätte das gedacht. Es ist eine Freude, wohin man sieht.

Doch der Herr zog am 27. Mai nachmittags auf dem Donnerwagen, Blitze waren sein Gespann und aus den Schleusen des Himmels stürzten die wilden Fluthen, und sie durchs Dorf wie ein Waldstrom über die tief gelegenen Felder. Da nahmen sie das gute Erdreich mit weg und richteten wohl an 2000 rt. Schaden an. In ändern Dörfer: Dingelstedt, Hausen, Orschel, Hübstedt, Holzthalleben war das Elend unendlich größer. In Dingelstedt und Hübstedt ertranken je 600 Schaafe, in Thalleben 900 Stück, Wiesen wurden verschlammt und Mühlen hinweggerissen. In Orschel tönten die Sturmglocken. Solches Zerstören richtete der Herr an. Am folgenden Morgen 6 Uhr ging die Gemeine demüthig zur Kirche, und dankte dem lieben Gott, wenn auch mit betrübtem Herzen, daß er nicht allzusehr geschlagen. – Solches mögen die Nachkommen beherzigen. (Seit April 1797 hatte man dergleichen nicht erlebt). Nachtrag. In unserm Dorfe zeigten sich bei der gesegneten Witterung die Spuren der Fluth immer weniger bedeutend, das Feld erholte sich und der anfängliche Greuel der Verwüstung schwand gänzlich. Auf den Dorf schaffen an der Unstrut sind gegen 70 Menschen bei der Eichsfeider Sündfluth umgekommen

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