§ 10 Wie es dermalen in Rüdigershagen mit der Kirche und Religion gewesen

Schon zu der Zeit, da die Burgsitze im Hagen noch fest standen, befand sich dabei eine Kapelle, bei der die Ritter einen Burgcaplan angestellt hatten. Als aber anno 1315 der Ober- und Niederwall zerstört wurden und die Herren vom Hagen sich nach Deuna begeben hatten, blieb hier nur eine Kapelle zurück, und der Pfarrer legte seinen Sitz nach Deuna, ohne jedoch ein bestimmtes Haus zu haben, und versah von dort aus den Gottesdienst in Rüdigershagen. Nun begab es sich aber, daß man um das Jahr 1520 die Wittenberger Nachtigall auch in Rüdigershagen singen hörte, und die Herrn vom Hagen zu Deuna freuten sich so sehr ob des Werkes, welches Dr. Martinus Lutherus anfing, daß sie sofort die neue Lehre annahmen und als ersten evangelischen Pastor erwählten den Ehren Thomas Hafen. Derselbe wurde jedoch bald abgerufen nach Frankenhausen und ersetzet durch Caspar Stoltz; diesem folgte Magister Bartholomaeus aus Göttingen, Ehren Heinrich, der nach Großberndten berufen wurde, und Ehren Volkmann, der in dem Hause des alten Schmiedemeisters Andreas Albrecht zu Deuna gewohnt hat.
Als jedoch um das Jahr 1540 Herr Christophorus vom Hagen in den heiligen Ehestand trat, erbaute er ein Pfarrhaus zu Deuna, fundirte ein Einkommen der Pfarre und setzte als Pfarrherrn Ehren Lucas und nach diesem den Andreas Wacker, welche das Evangelium nach der Augsburgischen Confession lehrten. Herr Christophorus gab sich gar viel Mühe, die neuen Lehren recht zu verbreiten und genoß auch die Ehre, daß der Dr. Martinus einstmals auf seinem Schlosse einkehrte und ihm ein Pistol schenkte, wogegen er vom Junker Christophorus 1000 rt. empfangen haben soll zur Verbreitung des Bibelwerkes, und wird auch heut zu Tage auf dem Hinterhof zu Deuna die Stube gezeigt, wo beide einmüthig mit einander geredet und Dr. Lutherus geherberget worden ist.

[Nachgetragen: Dicitur, traditur, fertur!]

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